Die Grundlagen
Aktuelle Untersuchungen belegen, dass bei immer mehr Kindern visuelle und auditive Wahrnehmungsfähigkeiten mangelhaft entwickelt sind. Laut Kinder- und Jugendärztlichem Dienst (KDJ) sind die sprachlichen Entwicklungsstörungen in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen. Fast jeder vierte Schulanfänger 2006/2007 war laut Einschulungsuntersuchung sprachlich unterentwickelt. 20 Prozent der Kinder zeigten Sehstörungen, bei 8 Prozent wurden Hörstörungen diagnostiziert. Im Bereich der motorischen Wahrnehmungsfähigkeiten sind ebenfalls in den letzten Jahren steigende Tendenzen erkennbar. 19 Prozent der Kinder haben mangelnde feinmotorische Fähigkeiten und 10 Prozent Probleme mit der Grobmotorik (Sozialreport für Leipzig, 2007).
Angesichts dieser steigenden Zahlen nimmt die Frühförderung einen immer größeren Stellenwert ein. Frühförderung setzt aber eine gezielte und differenzierte Förderdiagnostik voraus. Fasst man die aktuellen Forschungsergebnisse zu Früherkennungshinweisen bzw. Risikofaktoren hinsichtlich der Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Rechenproblemen zusammen, so zeigt sich, dass insbesondere Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen zu den sogenannten „Risikokindern“ gehören. Diese Kinder frühzeitig zu erkennen und gezielt zu fördern, ist das Hauptanliegen des Frühförderkonzepts im Institut für systemisch-integrative Lerntherapie in Leipzig. Dafür wurde im Institut ein mehrstufiges diagnostisches Instrumentarium entwickelt – die Leipziger Untersuchung zur Erfassung der Wahrnehmungsfähigkeiten – LUW 4 und LUW 5.
Die LUW 4 und die LUW 5 ermöglichen eine schnelle Erfassung der grundlegenden Wahrnehmungsfähigkeiten, die für den Erwerb der Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) erforderlich sind. Die LUW 4 erfasst die altersgemäße Entwicklung der auditiven und optischen Wahrnehmungsfähigkeiten sowie der grob- und feinmotorischen Fertigkeiten von Vierjährigen und die LUW 5 den Entwicklungsstand Fünfjähriger.
Zielsetzung ist die Früherkennung von Kindern, die mangelnde (Sprach-) Wahrnehmungs- und Verarbeitungsfähigkeiten aufweisen und somit zu den sogenannten „Risikokindern“ gehören. Aus Sicht der neurobiologischen Forschung ist die Früherkennung von funktionellen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen von entscheidender Bedeutung, um gezielte Fördermaßnahmen zur Verbesserung der jeweiligen Wahrnehmungsfähigkeiten einleiten zu können.
Aufbauend auf die Leipziger Untersuchung zur Erfassung der Wahrnehmungsfähigkeiten (LUW4 und LUW 5), wurden im Institut für systemisch-integrative Lerntherapie altersspezifische Fördermaterialien in einer Förderbroschüre zusammengestellt. Diese Broschüre enthält eine umfassende Materialsammlung (Arbeitsblätter, Kopiervorlagen, Spielideen) zur Förderung grundlegender Wahrnehmungsbereiche.
Weitere Artikel zum Thema Grundlagen der FRODI-Förderung halten wir auf einer Folgeseite bereit.